SarSel - Duo 2010-2011
Sarah + Selena

Das Mädchen im Wald

Das Mädchen im Wald - die Geschichte zu Forestmaid


Wo sie auftauchten herrschten gemischte Gefühle. Kranke baten sie oft um Hilfe, denn ihre natürlichen Heilmethoden haben immer wieder bereits Aufgegebenen das Leben gerettet.
 

Ihre wilde und schöne Musik zog neugierige Kinder und Jugendliche an, die sich schüchtern aber mit begeisterten Blicken hinter den Bäumen und Felsen verstecken um dieser zu lauschen. Die Sippen umherstreunender Zigeuner verstanden es Faszination bei den Dorfbewohnern zu erzeugen.
 

Viele sahen in den verwilderten und ungepflegten Landstreichern jedoch eher die Brut des Bösen. Raub und Gewalttaten wurden mit den Zigeunern in Verbindung gebracht. Man mied ihre Gesellschaft und versuchte sie von dem Dorfe fern zu halten. Der ohnehin in diesen Zeiten weit verbreitete Aberglaube vertrug sich nicht mit den unheimlichen Vorahnungen und Wahrsagungen, der mit billigem Gold behängten alten Damen, die auf Jahrmärkten das Geld aus den Taschen der verunsicherten Seelen zogen.
 

So kam es, dass Evindra, die Tochter des Bürgermeisters sich beim Pilze suchen im Wald verlief und sich zu allem Übel mit ihrem Fuß in einer Falle verfing. Alleine hätte sie sich nicht befreien können wäre nicht Vendros, ein Junge der Zigeunersippe auf ihre Hilfeschreie aufmerksam geworden. Sofort unterbrach er sein Geigenspiel und eilte in die Richtung aus der das verzweifelte Schluchzen kam.
 

Geschickt löste er den blutenden Fuß Evindras aus der Falle, riss sich einen Fetzen seines Hemdes vom Leib und verband mit besorgter Miene die Wunde. Beschämt senkte Evindra ihren Blick zu Boden. Ihr war bewusst welch üblen Ruf die Zigeuner in ihrem kleinen Dorf hatten. Dennoch war sie dem jungen Mann mit den stechenden, fast schwarzen Augen und den verfilzten Haaren zum Dank verpflichtet und ließ es zu, dass er sie zumindest bis zum Gartentor auf seinen starken Armen trug.
 

Evindra hatte jedoch nicht damit gerechnet, dass ihr Vater um die Mittagszeit nach Hause kam und so sah er sie durch das Küchenfenster in den Armen des verhassten Zigeuners und ward außer sich vor Empörung. Wütend kam er aus der Tür in den Vorgarten gerannt und herrschte den jungen Mann an ihm sofort seine Tochter zu übergeben: „Was haben Sie mit meiner armen Tochter angestellt, lassen sie ihre dreckigen Finger von ihr und scheren Sie sich fort!“
 

Evindra wollte Vendros verteidigen, ihrem Vater von seinem mutigen und pflichtbewussten Rettungsakt berichten, doch schon wurde sie von ihm am Kragen in das Haus gezerrt wo es eine Standpauke hagelte. „Wie kannst Du Dich nur auf diese kriminellen Kreaturen einlassen, meine einzige Tochter. Du hast mich sehr enttäuscht Evindra. Ich werde Dich nun in Deinem Zimmer einsperren damit Du Deine Begegnung mit dieser Ratte bereuen kannst.“
 

Und so schob Evindras Vater, nachdem er ihr noch etwas zu Essen und zu Trinken auf das Zimmer bringen ließ den Riegel vor die Tür. Seine Tochter überließ er nun ihren Gedanken, die um Vendros und seinen schlanken Körper, seine verführerischen Augen und seine zarten Hände schweiften. Voller Sehnsucht ihn wieder zu sehen stand sie am Fenster und blickte zu den in der Nachmittagssonne dunkelgrün schimmernden Baumwipfeln des Waldes hinüber.
 

Vendros wartete geduldig hinter der Mauer bis Evindras Vater sich zur Ratsversammlung aufmachte. Er wusste, dass diese bis in die Nacht hinein dauern würde und meist traf man sich hinterher noch auf ein Bier im Wirtshaus. Als alle Lichter im Haus erloschen waren und nur noch das gelegentliche Maunzen der umherstreunenden Katzen zu hören war, schlich sich Vendros an das Anwesen des Bürgermeisters heran.
 

Und dann sah er Evindra in ihrem seidenen weißen Nachtgewand am Fenster stehen wie sie mit einer Kerze in die aufkommende Dunkelheit leuchtete, als ob sie ihm den Weg weisen wollte. Gewand wie eine Raubkatze schwang sich Vendros auf den untersten Ast des knorrigen Apfelbaumes und kletterte geschwind und lautlos zu dem Fenster hinauf hinter dem sich das Gemach Evindras befand.
 

Um auf sich aufmerksam zu machen warf er kleine Kiessteinchen an die Scheibe bis Evindra zögernd das Fenster öffnete: „ Wer ist denn da?“ wollte sie ängstlich wissen. „Ich bin es, Vendros!“ flüsterte der Junge leise und schob sich frech zu ihr auf das Fensterbrett. „Verschwinde schnell, wenn Dich mein Vater hier entdeckt wird er uns beide bestrafen!“ warnte Evindra ihren Retter und wollte schon das Fenster wieder schließen.
 

Da sprang Vendros schon in ihr Zimmer und schob sie mit seinen kräftigen Armen in die Richtung des Bettes. Unfähig sich seines Griffes zu entwinden stolperte Evindra rückwärts bis sie die weiche Decke an ihren nackten Beinen spürte, auf die sie nun fiel. Als sie überrumpelt von seiner forschen Art kurz aufschrie, verschloss er ihre roten Lippen mit einem innigen Kuss.
 

Und so liebte sich das ungleiche Paar, das junge Mädchen aus behütetem und reichem Elternhaus im seidenen Nachthemdchen und der ungepflegte, verwilderte Zigeunerjunge ohne feste Heimat. Unbedacht gaben sie sich ihrer Sehnsucht zueinander hin und er säte seinen giftigen Samen auf reinem Acker.
 

Als Evindra bemerkte, dass sie schwanger ward lief sie in den Wald und suchte vergebens nach den bunten Wagen der Zigeuner. Verzweiflung stieg in ihr auf und ihr wurde schmerzhaft bewusst, dass die Sippe bereits weiter gezogen war. Sie hatten Vendros mitgenommen, den Vater, des in ihrem Bauch heranwachsenden Kindes.
 

So nahm Evindra Abschied von ihren Eltern und erklärte ihre Reise mit einem Sprachaufenthalt bei ihrer Tante Georgia, die in England lebte. Ihre Eltern, die auf Bildung und Sprachkenntnisse großen Wert legten ließen sie stolz, wenn auch schweren Herzens ziehen. Ihrer Tante hatte Evindra die Wahrheit erzählt und diese bat fürsorglich ihre Unterstützung an.
 

Nach neun Monaten kam zur Sommerzeit ein kleines Mädchen auf die Welt und Evindra gab ihr den Namen Ann. Ihre Augen waren grün wie die Wipfel der Bäume und ihr Haar war schwarz wie das verwitterte Holz der Geige, die ihr Vendros nach den leidenschaftlichen Stunden die sie miteinander verbracht hatten geschenkt hatte.
 

Doch Evindras Tochter Ann sah die Welt um sich herum nicht, in die sie geboren wurde und sie konnte auch die Worte nicht hören die man ihr sagte. Ann war taub und blind. Evindra kehrte zu ihren Eltern zurück und versuchte das Geschehene zu vergessen. Vendros kam nie wieder in das Dorf zurück. Währenddessen zog Evindras Tante Ann im Verborgenen auf, so gut es ihr mit deren Behinderungen möglich war.
 

Irgendwann wurde Tante Georgia jedoch krank, denn ihr Alter schritt schell voran und Ann wurde der betagten Dame eine Last. So führte sie das Mädchen, welches stets ihre Geige mitnahm, denn das Geigenspiel war ihre einzige Freude, in den Wald und setzte sie in der Nähe der dort lagernden Zigeunersippe aus. Diese fanden Ann jedoch nicht und so zogen sie weiter und ließen das hilflose Mädchen mit der Geige im Wald allein.
 

Ziellos streifte das Mädchen durch den Wald und weinte oft bittere Tränen. Wenn sie jedoch das glatte Holz der Geige berührte und mit dem Bogen über die Seiten strich war es als ob sie liebliche Klänge vernahm. Sanfte Töne aus weiter Ferne die ihr Ohr streiften und sie sanft einlullten in einen zartgrünen Schleier der Geborgenheit.
 

Das Leben im Wald schärfte ihren Spürsinn und ihre Instinkte. Wie ein Wesen der Nacht fand sie sich in der sie umgebenden Dunkelheit zurecht. Sie lernte die Gerüche des Waldes kennen, den Geschmack von Beeren und Wurzeln, Nüssen und Kräutern. Und wenn sie an der aufkommenden Kühle spürte, dass die Nacht sich ankündigte so zog sie sich zurück unter die schützten Äste und Blätter der Baumkrone und spielte auf ihrer Geige.
 

Wenn sie sich zum Schlafen auf dem weichen Moos niederließ und sich mit dem Laub der Bäume bedeckte träumte sie davon zum bleichen Mond hinaufzuschweben und mit einfach nur ausgebreiteten Armen durch das Sternenzelt zu gleiten wie in einer Zirkuskuppel. Die Tiere und Pflanzen des Waldes, selbst die Bäume schienen durch ihr liebliches Geigenspiel zum Leben erweckt zu werden und wiegten sich zu den Klängen der melancholisch-traurigen Melodien.
 

Ann war ganz auf sich alleine gestellt. Von den Dorfbewohnern wurde sie nur weggestoßen und in ihrem Inneren hörte sie an der Gewalt ihrer groben Hände die herablassenden Worte die sie ihr zuwarfen: “Verschwinde Du Freak!“ „Die Hexe mit dem starren Blick!“ Was auch immer sie ihr für böse Äußerungen zuwarfen, in der Überzeugung sie könne sie ohnehin nicht hören – Ann wusste genau, in der zivilisierten Gesellschaft der Dörfer und Städte war sie mit ihren Behinderungen nicht erwünscht.
 

Der Wald allein spendete ihr Trost, nahm sie auf unter sein Blätterdach und eines Abends bekam sie die Gesellschaft, auf die sie schon so lange gewartet hatte. Zuerst spürte sie nur etwas Warmes und Weiches ihre Beine streifen. Als die raue, feuchte Zunge über ihre Wange strich erschrak Ann zuerst, doch sie spürte, dass es eine freundschaftliche Geste war und fasste Vertrauen.
 

Ihr Geigenspiel, welches wie der Gesang einer Nachtigall durch die Stille zog und von dem Wind weiter getragen wurde, lockte zahlreiche Tiere des Waldes herbei. Rehe, kleine Wildschweine, Hasen und Eichhörnchen nahmen um sie herum Platz. Die Vögel auf den Zweigen der Bäume stimmten ein in ihr Geigenspiel, der Specht klopfte den Takt, der Hirsch röhrte und es war wie in einem großen Konzert bei dem jeder Musiker gewissenhaft sein Instrument spielte.
 

Von diesem Abend an war Ann nicht mehr allein und fand viele neue Freunde. Am Tag spielte sie mit den flinken Häschen Fangen oder ließ sich auf dem weichen Rücken eines Hirsches durch den Wald tragen. Wenn sich die Sonne dann langsam in roten und gelben Streifen am Horizont zum Schlafen legte, so begann Silvana ihr abendliches Konzert und begleitete die Diva Nachtigall mit ihrer Geige. Selbst der blasse Mond leuchtete nun golden auf die Lichtung und erhellte die Bühne mit seinem warmen Glanz.

Der Inhalt dieser Seite ist geistiges Eigentum von Sarah Tepez, Selena Avila sowie den wundervollen Fotografen die unseren Auftritt für die Ewigkeit in Bildern eingefangen haben :) Diese Webseite wurde kostenlos mit Homepage-Baukasten.de erstellt. Willst du auch eine eigene Webseite?
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